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HOCH HINAUS – Wie viel Höhe verträgt die Metropole Ruhr?

4. April 2024

Zur Ausstellungseröffnung der Architekturpreise der Metropole Ruhr am 21. März 2024 in Mülheim a. d. Ruhr widmete sich der BDA der Frage: „Wie viel Höhe verträgt die Metropole Ruhr?“ Gunvar Blanck, Vorsitzender des BDA Mülheim und Gastgeber an diesem Abend, stellte in seiner Begrüßung fest: „Hochhäuser haben einen schlechten Ruf bei uns in Deutschland.“ Dabei könnten sie ein Lösungsansatz sein, um Wohnraumknappheit ohne übermäßige Flächenversiegelung zu ermöglichen, findet der Architekt und Vorsitzende des BDA Bochum, Markus Wüllner.

Auch Tobias Wiesenkämper (Ripken Wiesenkämper Ingenieure) wundert sich, warum in den europäischen Nachbarländern, wie in Frankreich oder den Niederlanden, selbst in kleinen Kommunen regelmäßig vorbildliche Hochhäuser realisiert werden. Er hat gerade einen achtgeschossigen Holzhybridbau in Amsterdam fertig gestellt und bewies in seinem Impulsvortrag: “ Holz ist allem gewachsen, auch der Höhe“. Als Tragwerksplaner stellt er in vielen Projekten die Frage nach Ressourcen- und Materialeffizienz und verwies in seinem Vortrag auf die Trag- und Leistungsfähigkeit von Holz für hohe Gebäude.
Nachhaltigkeitsdefizite scheinen nicht der Grund für die Ressentiments gegenüber dem Hochhausbau sein.

Der Grund für das negative Image ist in den Entwicklungen der Großwohnsiedlungen der Nachkriegsjahre schnell gefunden. „Die Gebäude waren in der Qualität nicht so, wie sie sein sollten und wurden in der Pflege danach auch stark vernachlässigt“, gab der ehemalige BDA-Präsident Heiner Farwick zu bedenken. Wie die Häuser städtebaulich verankert sind, sei darüber hinaus entscheidend für die Nutzungsqualität und Akzeptanz.

Hochhäuser, geförderter Wohnungsbau gleich Getto, diese Gleichung sei längst nicht mehr aktuell, meldet sich der Planungsdezernent Felix Blasch aus dem Publikum zu Wort. Förderungen für Wohnraum seien nicht nur für marginalisierte Bevölkerungsgruppen ausgelegt, sondern stünden auch dem Mittelstand offen, erklärt der Beigeordnete.

Genehmigungen von Aufstockungen und Nachverdichtungen im Mehrgeschosswohnungsbau würden allerdings häufig durch veraltete Bebauungspläne und Reglements verhindert, findet Markus Wüllner und ergänzt, dass mehr positive Beispiele helfen würden, Vorbehalte innerhalb der Bevölkerung und Bauherrschaft abzubauen.

Man habe in einigen Fällen schon Bebauungspläne aufgehoben und die Vorgaben bei der Genehmigung kreativ ausgelegt, meint Felix Blasch. „Der Blick von oben“ habe ihn erst kürzlich hierin bestätigt. Der Ausblick auf Barcelona zeige beispielsweise eine hochverdichtete Stadt, „nur Steine“. Blicke man dagegen von einem Aussichtspunkt auf der Zeche Zollverein auf die grüne Umgebung, hätte man den Eindruck: „Die leben alle im Wald hier.“

Auch wenn die Diskutanten der Moderatorin Prof. Yasemin Utku von der TH Köln die Antwort auf ihre Frage, wie viel Höhe denn nun für die Ruhr-Metropole nötig und verträglich wäre, schuldig blieben. Ein bisschen mehr könne und solle man sich schon zutrauen, lautete das einhellige Fazit an diesem Abend.

Ob es dazu kommt, zeigt sich vielleicht schon in drei Jahren, wenn die BDA Architekturpreise auf regionaler Ebene wieder ausgelobt werden und sich unter den ausgezeichneten Projekten des Ruhrgebiets auch ein Hochhaus findet: Ein positives Beispiel, das gut gestaltet als Landmarke und gemischt genutzter Stadtbaustein einen Mehrwert für sein Quartier schafft.

Die Ausstellung der Preisträgerinnen und Gewinner aus den über 100 Einreichungen der Architekturpreisverfahren des BDA Bochum, BDA Dortmund-Hamm-Unna, BDA Essen, BDA Mülheim an der Ruhr, BDA Rechter Niederrhein und des BDA Gelsenkirchen mit dem BDA Vest-Recklinghausen können noch bis zum 07.04.2024 in der ehemaligen Christuskirche (Waldbleeke 47, Mülheim a. d. Ruhr) besichtigt werden.

Nicole Richter